Über uns

Die Klosterbuchbinderei Stiepel

Im Jahr 2019 richtete P. Matthias Schäferhoff O Cist. Im Kloster Stiepel erstmals eine Buchbinderei ein, zuvor war er für die Klosterbuchbinderei des Stiftes Heiligenkreuz in Österreich verantwortlich. Die Einrichtung einer gewerblichen Buchbinderei erscheint im Zeitalter der Digitalisierung auf den ersten Blick eine Investition gegen den Trend zu sein, leistet aber einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung von Kulturgut und Handwerkstraditionen, die immer mehr Menschen auch im privaten Bereich wieder zu schätzen wissen.

 

Gleichzeitig folgt Pater Matthias Schäferhoff O Cist damit den Traditionen und Grundsätzen klösterlichen Lebens. Bereits der heilige Basilius sah in der körperlichen Arbeit ein Hilfsmittel für den geistlichen Menschen und machte die körperliche Arbeit zum Bestandteil des klösterlichen Lebens – ein Grundsatz, der sich auch in der Regula Benedicti des heiligen Benedikt fortsetzte. Auch wenn sich die berühmte Formel „Ora et labora – Bete und arbeite“ nicht wörtlich in der Benediktsregel findet, so gibt sie doch gut den auch heute noch gültigen Rhythmus des klösterlichen Lebens wieder: Meditation, Gebet und Lesung auf der einen, Arbeit, Produktion und Sicherung des Lebensunterhalts auf der anderen Seite – das sind die Pole zwischen denen sich der Tagesablauf im Kloster bewegt. Dabei wird die Arbeit nicht als notwendiges Übel zur Sicherung des Lebensunterhalts angesehen, sondern als ein Aspekt gottgeweihten Lebens. Damit erhielt die Handarbeit im benediktinischen Mönchtum eine bis dahin ungekannte Würde, sie wurde zu einem wesentlichen Moment des Gottes-Dienstes.

 

Der Zisterzienserorden als Reformorden des Bendediktinerordens, der sich zum Ende des 11. Jahrhunderts wieder ganz auf die Benediktsregel konzentrieren wollte, setzt diese Tradition bis heute fort. Die klösterliche Handwerkstradition ist für uns Zisterzienser nicht die Weitergabe der Asche vergangener Jahrhunderte, sondern die Weitergabe des Feuers für das Handwerk! Der Beruf des Handbuchbinders, der auch immer schon fester Bestandteil klösterlicher Handwerkstraditionen war, ist inzwischen zu einem fast aussterbenden Beruf geworden, immer weniger Lehrlinge werden ausgebildet. Zusätzlich bedroht die Coronapandemie die Existenz alteingesessener Traditionsbetriebe. So war die Erhaltung und Weitergabe dieser urklösterlichen Tradition des handwerklichen Buchbindens einer der Hauptbeweggründe für die Gründung einer Klosterbuchbinderei in Stiepel.

 

P. Matthias Schäferhoff O Cist

Nach der Kandidatur im Kloster Stiepel und dem Noviziat im Stift Heiligenkreuz absolvierte P. Matthias während der zeitlichen Profess die Ausbildung zum Buchbinder in der Buchbinderei Pantele in Massenhausen bei Freising. Im August 2014 schloss er die Ausbildung mit der Gesellenprüfung ab, ausgezeichnet mit dem „Horst-Thül-Preis“ für besondere Verdienste im Buchbinderhandwerk. Anschließend bot sich ihm die Möglichkeit, seine Kenntnisse in der Papier- und Buchrestaurierung in derRestaurierungswerkstatt des Stadtarchivs Salzburg zu vertiefen. Bis zu seiner Rückkehr nach Stiepel 2019 war er für die Klosterbuchbinderei im Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich verantwortlich. Seit September 2020 besucht er die Meisterschule für Buchbindetechnik an der Handwerkskammer Münster.